Elternstolz_Ausbildung_Konditorin
StMWi Bayern

Die duale berufliche Ausbildung schreibt viele Erfolgsgeschichten Erfolgsgeschichten

Wir haben einige Erfolgsgeschichten zusammengestellt, die von zufriedenen Kindern und stolzen Eltern handeln.

Von der Konditorin über den Fluggerätmechaniker und die Optiker-Meister bis hin zum Stahl- und Betonbauer – stöbern Sie durch unsere Reportagen über junge Menschen, die sich für eine duale Ausbildung in Bayern entschieden haben. Begegnen Sie dabei auch ihren Müttern und Vätern, die davon erzählen, wie es dazu kam und warum sie der Karriereweg ihres Kindes so stolz macht.




Elternstolz_Ausbildung_Optiker_Meisterin
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Seit fast drei Jahren ist Augenoptiker-Meisterin Katharina Rupp nach der Berufsausbildung zum Optiker mit ihrem eigenen Laden erfolgreich. Ihr Konzept, kreative Geschäftsideen mit High-Tech zu verbinden, geht auf.

Dittelbrunn – Fragt man Katharina Rupp nach ihren besten Mitarbeitern, ist ihre Antwort: „Meine Eltern“. Dabei lacht sie. Ein schönes, herzliches Lachen. Ihre Mutter Marika Rupp nimmt in Katharinas eigenem Augenoptiker-Laden im unterfränkischen Dittelbrunn die Kundschaft in Empfang und kümmert sich um die Buchhaltung. Vater Anton hat schon manchen kurzsichtigen Autofahrer aus seiner Kfz-Werkstatt direkt in den Laden der Tochter geschickt, die zum Glück gleich nebenan ist: „Am Steuer merkt man schließlich schnell, wenn etwas mit den Augen nicht stimmt.“Es hat sich bis heute in vieler Hinsicht gelohnt, dass Katharinas Eltern absolut von den Chancen überzeugt waren, die eine Berufsausbildung zur Optikerin bietet. „Wir sind total stolz auf unsere Tochter und was sie in den vergangenen Jahren Tolles auf die Beine gestellt hat. Sie geht so in ihrem Job auf – weil sie wirklich die bestmögliche Wahl unter vielen Ausbildungsmöglichkeiten getroffen hat“, sagt Anton Rupp. 

Dass die Eltern im Joballtag immer in ihrer Nähe sind, bringt nicht nur tolle Synergieeffekte – sie geben Katharina Rupp auch sehr viel Stärke. „Ganz klar, ohne die Unterstützung meiner Eltern wäre mein bisheriges Berufsleben nicht ganz so glatt gelaufen“, resümiert die heute 29-Jährige. „Sie haben mir von Anfang an vertraut.“ Getragen von diesem guten Gefühl hat sie eine Traum-Karriere hingelegt – die mit einer Ausbildung begann.
Der Weg in ihren Beruf führte Katharina Rupp nach der Real- und Fachoberschule zunächst zur Arbeitsagentur. Die Beraterin empfahl ihr unter anderem eine Berufsausbildung zur Optikerin. Die Vielseitigkeit des Optiker-Berufsbildes habe schließlich den Ausschlag gegeben: „Ich mag sowohl den direkten Kontakt zu den Kunden als auch die abwechslungsreiche Arbeit in der Werkstatt.“ Nach zwei Bewerbungen hatte Katharina Rupp einen Ausbildungsplatz gefunden, 2011 legte sie ihre Gesellenprüfung ab. Wenig Monate später meldete sie sich an der privaten Meisterschule in Diez an. „Dank Meister-BAföG musste ich nicht lange sparen.“ Im Dezember 2012 hielt sie ihr Meisterzeugnis in der Hand und stieg in ihrem damaligen Ausbildungsbetrieb zur stellvertretenden Filialleiterin auf.
Nach der Meisterschule machte sich Katharina Rupp mit 25 Jahren und einer guten Idee selbstständig: Als mobile Optikerin besuchte sie Städte und Gemeinden im Raum Schweinfurt. „Unterwegs war ich mit einem umgebauten Transporter. Der hatte alles, was man braucht: Brillenbühnen, Verkaufstisch und die nötige Länge für einen Sehtest.“ Den Transporter hat die 29-Jährige inzwischen verkauft. Doch weil vor allem Senioren ihre Hausbesuche schätzen, fährt sie weiterhin an zwei halben Tagen in der Woche in Altersheime.

Gerade hat sich Katharina Rupp ihr erstes Hightech-Diagnostikgerät angeschafft. Damit kann sie Augenerkrankungen wie zum Beispiel den Grauen Star erkennen und ihren Kunden den Gang zum Augenarzt ersparen.  In ihrem eigenen Laden läuft es inzwischen so gut für die kreative junge Geschäftsfrau, dass sie weitere Unterstützung sucht. Das ist nicht einfach, weil nur ausgebildete Optiker die Messungen vornehmen dürfen. „Da kann mir meine Mutter ausnahmsweise nicht helfen“, sagt Katharina Rupp und lächelt ihre Mama liebevoll an. Dafür kündigt sich eine Fachkraft aus einer anderen familiären Ecke an: Im nächsten Jahr wird sie heiraten. Ihren Verlobten hat sie auf der Meisterschule kennengelernt. Auch er ist Optiker, arbeitet aber in der Industrie. Es sieht ganz so aus, als könne man auch in Zukunft noch eine Menge erwarten von Katharina und ihrem kleinen Familienunternehmen.

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Sein Vater, wie er in Arbeitskleidung vor einer Flugzeugturbine steht: Mit diesem Bild ist Markus Leichtmann aufgewachsen. Denn Vater Josef Leichtmann ist nicht nur Angestellter bei der Münchner MTU Aero Engines, die Triebwerke für Flugzeuge sowie Industrie-Gasturbinen baut, sondern stand auch schon das ein oder andere Mal Fotomodell für die Firmen-Prospekte. 1975 hat der 57-Jährige hier seine Lehre als Fluggerätmechaniker angefangen und der Firma seitdem die Treue gehalten. Heute lernt mit Markus schon sein zweiter Sohn bei MTU. 

Von klein auf fasziniert von Flugzeugtechnik
Schon in der Kindheit hat sich der Beruf des Vaters in Markus’ Kopf verankert: Dank Papas Arbeit können Menschen fliegen. Dass so ein tonnenschwerer Metallvogel abheben kann, ist schon für Erwachsene ein Wunder. Für einen kleinen Jungen ist das die Arbeit eines Helden. Flugzeuge waren im Hause Leichtmann allgegenwärtig. „Mein Vater hat mich und meinen Bruder immer mit auf den Modellflugplatz genommen“, erinnert sich der 17-Jährige. Dort und am Abendbrottisch wurde schon damals ausgiebig über technische Neuigkeiten, wie neue ultraleise Turbinen, gefachsimpelt. „Die Triebwerkstechnik“, erklärt Josef Leichtmann und schaut seinen jetzt so großen Sohn liebevoll an, „ist etwas, mit dem man sich ein Leben lang beschäftigen kann.“ Markus nickt mit leuchtenden Augen. „Weil es ständig technische Neuerungen gibt, wird es nie langweilig.“
Deshalb ist es eigentlich kein Wunder, dass Markus als 14-Jähriger mit einem festen Entschluss von seinem Schulpraktikum zurückkam: „Ich mach das auch.“ Josef kann sich an diesen Moment sehr genau erinnern. „Ich fand diese Entschlossenheit bei einem so jungen Burschen bewundernswert.“ Zumal die Inhalte der Lehre anspruchsvoll sind: Neben einer Affinität zu Technik ist räumliches Vorstellungsvermögen gefragt. Wichtig sind auch gute Noten in Mathematik, Physik und Englisch, weil die Handbücher auf Englisch geschrieben werden. Die vielseitige, hochtechnologische Ausbildung zum Fluggerätmechaniker, bei der man sich auf die Fachrichtung Triebwerkstechnik spezialisiert, dauert drei Jahre. Mit einem ergänzenden Ingenieurstudium nach der Ausbildung, kann man sich sogar der Luft- und Raumfahrttechnik zuwenden. Das könnte sich Markus später gut vorstellen. Aber auch ohne Studium gibt es spannende Weiterbildungsmöglichkeiten, zum Beispiel die zum Techniker und später zum Meister. Mit einer Lizenz der Europäischen Agentur für Flugsicherheit (EASA) kann man sogar Karriere im europäischen Ausland machen.

Ein Beruf mit viel Verantwortung
Im Moment aber bleibt er den Triebwerken treu. Die kennt er schließlich schon von Kindesbeinen an. Nicht nur aus diesem Grund hat er seinen Entschluss noch nie bereut. „Mir gefällt, wie viel Verantwortung man in diesem Beruf trägt“, sagt er. „Sicherheit steht an erster Stelle.“ Und das lernen er und seine 35 Azubi-Kollegen schon in der Lehrwerkstatt. Wenn auch nur eine Schraube fehlt, wird das Triebwerk so lange wieder auseinandergebaut, bis das Vermisste wieder auftaucht. Verantwortungsbewusstsein und Konzentration sind ein zentrales Thema in diesem Beruf. Denn von der Arbeit der Techniker am Boden hängen in der Luft Menschenleben ab.
„Die Verantwortung“, das hat Josef in seinen langen Jahren als Co-Ausbilder beobachtet, „ist etwas, das die Menschen in diesem Beruf prägt. Dass nun auch mein Jüngerer diesen Weg geht, macht mich stolz.“ Bei seinen Worten macht sich ein Lächeln auf Markus’ Gesicht breit. Er überragt seinen Vater schon jetzt um mehr als einen Kopf – aber sein Held ist Josef Leichtmann bis heute.

Elternstolz_Ausbildung_Konditorin
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Laura Schönberger lernte erst Industriekauffrau, dann Konditorin. Backen und Betriebswirtschaft bringt sie heute in ihrer eigenen Pâtisserie erfolgreich zusammen.      

Regensburg – Dreistöckige Hochzeitstorten, Petit Fours und Croissants für den Festtagsbrunch, Cupcakes für den Junggesellinnen-Abschied: Wenn sich bei der Konditormeisterin Laura Schönberger die Aufträge stapeln, ruft sie schon mal ihre Mutter an. Meist dauert es nicht lange und Marielle Bremer steht in der hellen und freundlichen Bestellpâtisserie ihrer Tochter, um zu helfen. Beim Einpacken, Koordinieren, Aufräumen – wie das Mütter eben machen, wenn ihre Kinder sie brauchen. Manchmal kommt es allerdings vor, dass Laura ihr dabei liebevoll auf die Finger klopft: „Dann muss ich mit Mama schimpfen, weil sie zu viel von meinen süßen Sachen nascht“, schmunzelt Laura Schönberger.

Seit Dezember 2016 betreibt die 25-Jährige in einer kleinen Gasse in der Regensburger Altstadt die Pâtisserie „Heavens Taste“. Ein Ladenlokal mit Theke braucht sie nicht, ihre süßen Köstlichkeiten fertigt sie ausschließlich auf Bestellung an. „Wer bei mir einkauft, gönnt sich etwas Besonderes“, sagt sie. Es hat sich in Regensburg schnell herumgesprochen, dass Laura Schönbergers Kreationen nicht nur fantastisch schmecken, sondern individuell, modern und mit viel Liebe gemacht werden. Das Geschäft läuft und darüber ist Laura Schönberger natürlich sehr glücklich. Denn einfach fiel ihr 2013 die Entscheidung nicht, ihre Leidenschaft fürs Backen zum Beruf zu machen. Vorher hatte sie bereits eine Ausbildung zur Industriekauffrau absolviert und arbeitete im Vertrieb des Senf-Herstellers Händlmaier.

Umschulung zur Konditorin: Von klein auf mit Mama in der Küche
Der Wunsch nach der Umschulung zur Konditorin entstand erst, als Laura während ihrer Ausbildung zur Industriekauffrau an einem Gründungsspiel teilgenommen und einen fiktiven Cupcake-Laden aufgebaut hatte. „Danach hat sie nur noch gebacken und Rezeptbücher studiert“, erinnert sich Mutter Marielle, die selbst zur Steuerfachgehilfin ausgebildet ist und einen Bauernhof führt. Dass sie dafür noch einmal eine Konditor-Ausbildung absolvieren muss, stand für Laura außer Frage. „Wenn ich etwas mache, dann richtig“, sagt sie. Sie bewarb sich bei der renommierten Regensburger Konditorei „Opera“ – und bekam die Chance. Dort lernte sie, wie man mehrstöckige Torten baut, Törtchen kunstvoll dekoriert und die Maschinen bedient und reinigt. Danach machte sie ein Praktikum als Pâtissière im „Storstad“, dem einzigen Ein-Sterne-Restaurant in Regensburg, und besuchte einen Meisterkurs in Straubing. Für die Prüfung, die sie mit Bravour bestand, backte sie unter anderem einen Kuchen mit Hokkaido-Mousse, geraspelten, gerösteten Kürbiskernen und Schokolade. Er gehört heute zu ihren Spezialitäten.


Elternstolz_Ausbildung_Dachdecker
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Für Xaver Eckstein der Idealfall: Beide Söhne arbeiten in seinem Dachdeckerbetrieb.
„Ich komme aus einer Dachdeckerfamilie“, sagt Xaver Eckstein Senior. Schon sein Opa übte diesen Beruf aus, Xaver Eckstein lernte das Handwerk beim Vater. Heute führt er in Kösching bei Ingolstadt einen Betrieb mit rund 20 Mitarbeitern, der sich auf Flachdächer spezialisiert hat. Er hofft, dass seine Söhne Xaver und Michael das Unternehmen eines Tages übernehmen. Beide sind in die Fußstapfen des Vaters getreten, und der Vater hat sie dabei tatkräftig unterstützt. 

Den Alltag auf der Baustelle lernten die Söhne schon während der Schule kennen. In den Ferien halfen sie beim Vater mit. Xaver, der Ältere, entschied sich nach der Realschule aber dafür, etwas Neues auszuprobieren und sich zum Fachinformatiker ausbilden zu lassen. Michael, der Jüngere, begann eine Dachdeckerlehre. „Ich hatte nichts dagegen, dass Xaver sich für einen anderen Beruf entschieden hat, er war schon immer eher der Computermann, während der Jüngere mehr Spaß am Handwerk hatte“, sagt der Vater. Nachdem der Älteste seine Ausbildung beendet hatte und ein halbes Jahr als Systemadministrator tätig war, sah er die Arbeit des Vaters aber mit anderen Augen und entschied sich, auch eine Dachdeckerlehre zu beginnen. Ihm gefällt, dass er mit den Händen arbeiten kann und etwas Bleibendes schafft. „Außerdem habe ich gemerkt, wie viel abwechslungsreicher der Beruf ist – man arbeitet im Büro, aber auch draußen im Freien, man kommt herum und lernt Kunden kennen“, sagt Sohn Xaver, der seine Lehre im Sommer abschließt.

Der Vater freut sich darüber, dass sich der Älteste umentschieden hat.
„Wir waren überrascht, aber natürlich gefällt es mir und macht mich stolz, dass jetzt beide meiner Söhne im eigenen Betrieb tätig sind“, sagt der Vater.
Während Michael mehr auf der Baustelle unterwegs ist, kümmert sich Xaver daneben auch um die Computer-Anlage im Büro und hat die neue Firmen-Website mit aufgebaut. Es ist eben gar nicht so schlecht, einen Dachdecker mit Fachinformatikerkenntnissen im Haus zu haben.


Elternstolz_Ausbildung_Landmaschinenmechatroniker
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Simone Mühlberger repariert Kettensägen und Erntemaschinen für Heu. Ihre Leidenschaft für diesen Männerberuf verdankt sie ihrem Vater Thomas.      

Frauenau – Als Simone Mühlberger zehn Jahre alt war, half sie ihrem Vater, einen Traktor wieder in Gang zu bringen. Gemeinsam mit ihrem Vater bediente sie einen Kran, mit dem sie die Fahrerkabine nach oben hoben, unter der sich der Motor mit dem kaputten Getriebe befand. Während sie auf die Bedienungsknöpfe drückte, sagte sie ihm in breitem Niederbayerisch: „Papa, wenn ich groß bin, werde ich Mechaniker wie du.“ Thomas Mühlberger schmunzelte und schaute seine Tochter stolz an. „Natürlich hat mich ihre Begeisterung gefreut“, erinnert sich der 54-Jährige. „Aber sie war noch klein. Ernst genommen habe ich ihren Wunsch damals nicht.“
Simone Mühlberger meinte es ernst. Mittlerweile ist sie ausgebildete Land- und Baumaschinenmechatronikerin mit Meisterbrief. Die 27-Jährige arbeitet mit ihrem Vater in seiner Landmaschinenwerkstatt in Frauenau im Bayerischen Wald. Kettensägen und Rasenmäher stehen in der kühlen, hohen Halle. In der Einfahrt parkt ein Traktor, dessen elektronische Steuerung kalibriert werden muss. Mehr als 20 Maschinen warten im Lagerraum auf ihre Reparatur. An Arbeit mangelt es hier nicht. Wenn man sich in der Werkstatt umsieht, ahnt man schnell, dass hier körperlich hart gearbeitet wird. Das ist sicher ein Grund, weshalb die Ausbildung zum Land- und Baumaschinenmechatroniker bis heute eine Männerdomäne ist. Von den 7354 Auszubildenden, die der Zentralverband des Deutschen Handwerks und der deutsche Industrie- und Handelskammertag 2016 zählten, waren nur 111 Frauen. Bei schweren Aufgaben weiß sich Simone aber zu helfen. Falls sie einen Traktorreifen nicht alleine bewegen kann, fragt sie den Vater oder den Gesellen. Und wenn eine Schraube zu fest sitzt, nimmt sie ein Verlängerungsrohr. „Ich finde immer eine Lösung“, sagt sie.

Langjährige Kunden fragen heute nach der Tochter
In der ersten Zeit kam es vor, dass manche Kunden sie nicht für voll nahmen und mit ihrem Vater sprechen wollten. Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass Simone gute Arbeit abliefert. „Heute passiert es sogar, dass Kunden mich fragen, ob Simone nicht den Auftrag ausführen kann. Das macht mich stolz“, sagt Thomas Mühlberger. 

Nach der Schule beim Papa in die Lehre
Simone Mühlberger hat sich nie für einen anderen Beruf interessiert. Nach der Hauptschule begann sie 2006 ihre Lehre in der Werkstatt des Vaters. Gegen die Ausbildung zur Land- und Baumaschinenmechatronikerin in einer fremden Werkstatt entschied sie sich, weil sie sich mit den Kunden und den Maschinen in der Gegend um Frauenau vertraut machen wollte. Dort gibt es viele Nebenerwerbsbauern mit Grünland oder Wald. Dreieinhalb Jahre dauerte die Lehrzeit und damit etwas länger als andere Ausbildungen. Das liegt daran, dass sich die Lehrlinge in elektronische Steuerungen, hydraulische und pneumatische Systeme und die Mechanik ganz unterschiedlicher Maschinen einarbeiten müssen. Ihre Lehre schloss Simone 2010 als eine der Besten ihres Jahrgangs ab, sechs Jahre später absolvierte sie ihre Meisterprüfung. „Ihre guten Noten“, sagt Thomas Mühlberger, „haben mich auch als ihr Ausbilder gefreut.“ In der Werkstatt, die er seit 2000 betreibt und die Simone eines Tages übernehmen wird, kümmert er sich um die alten Maschinen. Bei denen sind viele Ersatzteile nicht mehr lieferbar und er fräst sie selbst. Simone tut sich bei neuen Traktoren leichter, in denen viel Elektronik verbaut ist – so wie beim Traktor, der vor der Werkstatt steht. Dass sie manchmal früh morgens auf ein Feld muss, um einen Schlepper zu reparieren, schreckt sie nicht. „Ich bin gerne in der freien Natur“, sagt sie und schaut auf ihre ölverschmierten Hände. Und wenn Thomas Mühlberger manchmal in Hektik verfällt, weil der Kunde ungeduldig wartet, bringt sie die Ruhe rein. „Bisher“, sagt sie, „haben wir es noch immer geschafft, die Maschine zum Laufen zu bringen.“

Elternstolz_Ausbildung_Stahlbauer
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Medin Murati ist in vierter Generation Stahlbetonbauer und hat es mit gerade mal 20 Jahren sogar zum Vizeweltmeister seines Fachs gebracht.
Das nennt man eine Familientradition: Medin Murati ist Stahlbetonbauer wie vor ihm sein Urgroßvater, sein Großvater und sein Vater. „Das liegt bei uns in der Familie, oder?“, fragt Medin seinen Vater und lacht. Enver Murati nickt stolz. Er ist als Jugendlicher aus dem damaligen Kriegsgebiet Kosovo ins Allgäu gekommen, hat hier eine Lehre und später seinen Meister gemacht und sich als Unternehmer in Memmingen eine Existenz aufgebaut. Diesen Ehrgeiz und Biss hat er an seinen Sohn weitervererbt.     

Bauen ist Präzisionsarbeit
Medin liebt es, mit seinen Händen und Holz zu arbeiten – eine wichtige Voraussetzung für seinen Beruf. Der flüssige Beton wird auf der Baustelle in Holzverschalungen gegossen, die zunächst konzipiert und gebaut werden müssen. Und zwar mit Präzision. Die war auch Prüfungsgegenstand der WorldSkills in Abu Dhabi. „Wenn man sich auch nur um einen Millimeter vermisst“, erklärt Medin, „stimmt das Lot in der Höhe nicht mehr. Man muss ganz exakt arbeiten, sehr sorgfältig planen und rechnen.“ Zwar war das Prüfungs-Gebäude nur vier auf fünf Meter groß und wenige Meter hoch. „Aber dafür haben ungewöhnliche Winkel in den Wänden und arabische Spitzbögen das Ganze erschwert.“ Zuhause in Memmingen haben Enver und die ganze Familie den Wettbewerb mit Stolz und Spannung verfolgt. „Ich habe dauernd auf mein Handy geschaut, ob eine neue Nachricht von Medin gekommen ist. Als er dann anrief und sagte, dass er Vizeweltmeister geworden ist, kamen mir vor Freude die Tränen.“
Dass Medin ein sehr guter Stahlbetonbauer werden würde, zeichnete sich schon während der Lehrjahre ab. In der Berufsschule lernte er zunächst die Basics wie Verputzen, Trockenbau, Verschalung oder Pflastern in der Theorie. Später folgten Statik und Wärme-Isolierung. Auf der Baustelle wurden ihm bald anspruchsvolle Aufgaben zugetraut. Irgendwann drückte ihm der Bauleiter einfach einen Plan in die Hand. „Hier, mach mal.“ Medin machte – und zwar richtig gut. Sein Handwerk beherrscht er inzwischen so gut, dass er im Moment zusammen mit seinem Vater ein eigenes Haus an das Elternhaus anbaut. „Das liebe ich besonders an meinem Job: Dass ich das Ergebnis meiner Arbeit so gut sehen kann.“

Nächstes Ziel: Der Meisterbrief
Wie es weitergeht? Wie einst sein Vater möchte Medin als nächstes seinen Meister machen. „Mein Vater ist ein großes Vorbild für mich“, sagt Medin. „Er hat sich alles selbst aufgebaut und seine Ziele immer im Auge behalten. Ganz klar: Es sind große Fußstapfen, in die ich trete.“ Bei diesen Worten leuchten Enver Muratis hellblaue Augen. Weil er sich in seinem zielstrebigen, hart arbeitenden Sohn wiedererkennt: „Er beißt sich immer durch und verfolgt seine Träume. Es ist schön, das zu sehen.“ Ob er stolz ist auf ihn? Enver nickt. „Mein Stolz ist größer, als Worte ausdrücken können.“

 

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